- Bericht 19 Kampala - Kisoro (Uganda) 27.02.08 - 29.03.08; Kilometer: 9908 - 10460;

Von Addis Ababa habe ich schließlich einen Flieger nach Entebbe, Uganda, genommen, um die Unruhen in Nord-Kenia zu umgehen. Zwei Tage später landete am selben Flughafen Astrid, die mich für drei Wochen besuchte. Das Fahrrad ließen wir erst einmal in Kampala stehen und so machte ich ein wenig Urlaub vom „Urlaub“. In kleinen Toyota Minibussen, die hier Matatus genannt werden und alle Orte im Land miteinander verbinden, sind wir in den Osten zum Mt. Elgon gereist. Es steht zwar an den Bussen immer außen dran, nur für 14 Personen zugelassen, aber so genau wird das in Uganda nicht genommen. Schließlich zählen Kinder nicht als Personen und wenn sich für den Fahrer die Gelegenheit bietet mehr Geld zu verdienen, wird diese genutzt und so kann man sich schon mal mit 24 anderen Personen in einem „Matatu“ wieder finden. Wichtig ist es hierbei, gleich am Anfang auf eine „bequeme“ Sitzposition zu achten, denn diese Haltung muss man für die nächsten Stunden einhalten, ohne sich auch nur ein bisschen bewegen zu können.

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Wir beschlossen, in einer 4-Tages-Wanderung den über 4.000 Meter hohen Vulkan zu besteigen. Im Nationalparkbüro wurden uns drei bewaffnete Führer zugewiesen und ein Träger organisiert. Am nächsten Tag konnte sich dann unsere Karawane in Bewegung setzten und da wir im Büro angegeben hatten, dass wir fit und erfahren sind, bestand der erste Tag gleich aus zwei „normalen“ Aufstiegsetappen. Zu Beginn führte der Weg durch eine Kulturlandschaft. Die Bauern waren emsig damit beschäftigt, ihre Felder für die bevorstehende Regenzeit vorzubereiten. Als nächstes betraten wir schließlich den Nationalpark. Dieser darf landwirtschaftlich nicht genutzt werden und so fanden wir uns in einem tropischen Regenwald wieder. In ca. 3.000 Meter Höhe verließen wir diesen und betraten die Hochgebirgssteppenlandschaft.

 

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Leider hatten Einheimische, zwei Wochen vorher die Steppe gerodet, um an den begehrten Honig zu gelangen. Dieses Feuer war außer Kontrolle geraten und so war die meiste Fläche der Steppe schwarz verbrannt. Der Weg führte durch diese verkohlte Landschaft bis zu unserem Camp, welches wir nach insgesamt 2000 Höhenmetern erreichten. Durch den raschen Aufstieg spürten wir die Höhe und so legten wir uns sofort nach dem Essen erschöpft in unser Zelt schlafen. Am nächsten Tag sah die Welt schon wieder besser aus und wir machten uns daran, einen Gipfel mit 4.165 Metern zu erklimmen. Diese Etappe war zwar recht kurz, aber dies war auch gut so, denn hier wurde uns verkündet, dass der nächste Tag „etwas“ länger wird: 37 Kilometer und noch viele Höhenmeter galt es zu bewältigen. Als Entschädigung erwartete uns eine beeindruckende Landschaft und am Abend eine große Höhle, in der wir unser Nachtlager aufschlugen. Wenn ich mit der Taschenlampe an die Decke strahlte, schauten wir in ein Meer von Augen. Hunderte Fledermäuse hingen dort und warteten auf die Dunkelheit, damit sie ihre Jagtflüge starten konnten. Am letzten Tag ging es zu den Sipi Falls zurück in die Zivilisation. In der wunderschönen Lacam-Lodge mit Blick auf den Wasserfall erholten wir uns von unserem Muskelkater und anderen kleineren Blessuren.

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Zurück in Kampala machte ich das Liegetandem wieder startklar. Astrid hatte mir neue Reifen und andere Ersatzteile mitgebracht, welche ich gleich verbaute.

In den nächsten Tagen fuhren wir mit dem Fahrrad in den Westen des Landes. Es war ein schönes Radeln. Die Menschen am Straßenrand jubelten uns begeistert zu, Kinder ließen Steine fallen, die sie in den Händen hielten, um uns zuzuwinken und niemand versuchte etwas vom Fahrrad zu stehlen. Nur ganz vereinzelt hörten wir mal ein: „Give me money!“ Aber dies blieb fast die absolute Ausnahme. Die Landschaft war wunderschön grün und relativ hügelig. Ebene Strecken suchten wir vergebens und so fuhren wir nur bergauf und bergab. Die einzige Gefahr ging von den großen Überlandbussen aus. Sobald ich einen in meinem Rückspiegel erblickte oder nur hörte, hieß es die Straße zu verlassen. Mit relativ hoher Geschwindigkeit brettern sie durch die Landschaft und scheinen manchmal richtiggehend um die Kurven zu driften. Auf den Heckscheiben kann man dann so schöne Sprüche lesen, wie: „God is my Provider!“ oder „In God we trust!“ Oh ja, dieser Glaube ist sehr wichtig für die Insassen!

Ein absolutes Highlight war die Fahrt durch den Queen Elizabeth Park. Dieser Nationalpark gehört zu den wenigen Afrikas, in dem es erlaubt ist, mit dem Fahrrad durch zu fahren. Von der Straße aus konnten wir die verschiedensten Tiere beobachten: Elefanten, Nilpferde, Büffel, Gazellen, Antilopen, Warzenschweine und einige mehr. Beim Verlassen des Parks sahen wir auf einmal, keine 10 Meter von uns entfernt zwei Elefanten, die die Blätter von den angrenzenden Bäumen aßen. Wir fuhren ohne große Aufmerksamkeit zu verbreiten einfach weiter und so fühlten sich die beiden ungestört und ließen uns in Frieden.

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Die Landschaft wurde zunehmend bergiger und nach ein paar weiteren schönen Fahrtagen erreichten wir Kabale. Hier tauschten wir unser Fortbewegungsmittel gegen ein Einbaumkanu ein und fuhren damit auf dem wunderschönen Buyonyi See zu einer kleiner Insel, auf der wir die letzten gemeinsamen Tage in Uganda verbrachten.

Danach hieß es dann auch für uns „In God we Trust!“ denn wir nahmen den Bus nach Kampala, um Astrid zurück zum Flughafen zu bringen. Ich fuhr wieder zu meinem Fahrrad zurück und setzte die Fahrt in Richtung Ruanda fort. Wobei ich die Etappe von Kabale nach Kisoro hervorheben muss, die landschaftlich gesehen zu der späktakulärsten in Uganda gehört. Erst geht es am Lake Buyonyi entlang, dann über einen ca. 2.500 Meter hohen Pass bis man sich plötzlich vor den bis über 4.000 Meter steil aufragenden Virungi Vulkanen befindet. Einen von diesen Vulkanen werde ich noch besteigen, bevor es weiter nach Ruanda geht.

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