Bericht 16: Übernachtungen

Oft werde ich gefragt, wo ich denn auf meiner Reise übernachte. Ich probiere dies einmal anhand der Fahrtage von Djibouti nach Äthiopien näher zu erläutern.

Noch rechtzeitig bevor es dunkel wurde, versorgten wir, Kenny und ich, uns in einem Truckstop am Wegesrand mit genügend Wasser für die Nacht. Ich füllte meine beiden 2 Liter Wasserflaschen und einen 4 Liter Wassersack auf. Danach machten wir uns bei anhaltendem Nieselregen wieder auf den Weg. Sobald es dunkel genug war und wir nicht mehr gut gesehen wurden, suchten wir uns einen geeigneten Schlafplatz. Da Djibouti nicht sehr dicht besiedelt ist, fanden wir direkt neben der Straße, hinter ein paar Büschen einen Zeltplatz, der nicht gut eingesehen werden konnte. Die Zelte waren schnell aufgestellt und das Kochen im Zelt konnte beginnen. Es gab eine leckere chinesische Nudelsuppe. Am nächsten Morgen starteten wir nach einer guten Portion Porridge (in Wasser gekochte Haferflocken mit Zucker und einer Banane) in den Tag.

Am zweiten Tag hatte es aufgehört zu regnen. Diesmal fanden wir einen geeigneten Schlafplatz unter der Straße. Häufig werden Straßen von größeren und kleineren Wasserdurchlässen untertunnelt. Diese eignen sich, wenn sie trocken sind, hervorragend zum Übernachten. Das Fahrrad und das Gepäck verschwanden unter der Straße und wir legten uns einfach auf den Isomatten daneben. Von der Straße aus konnten wir nicht gesehen werde und da wir uns in einem kleinen Graben befanden, strahlte das Licht auch nicht in die Ferne. Zu Essen gab es diesmal Nudeln mit Gemüse. Das Frühstück blieb unverändert.

 

 

__

 

In Äthiopien sind sie Hotels meist recht günstig. So fanden wir am nächsten Abend in der ersten kleineren Stadt ein kleines Hotel für gerade einmal einen Dollar. Die Zimmer waren einfach, aber ausreichend. Ein frisch bezogenes Bett stand zur Verfügung und falls es im Ort Strom gab, erhellte auch eine kleine Lampe das Zimmer ein wenig. Ein Plumpsklo befand sich außerhalb und für die Dusche mussten noch einmal 20 Cent extra bezahlt werden. Dies ist aber auch verständlich, denn das Wasser wird zuerst von einer ca. einen Kilometer entfernten Wasserstelle mit Eseln herbeigeholt und danach von Hand in einen Wasserbehälter auf dem Dach der Dusche gegossen. Gegessen haben wir für wenig Geld im hauseigenen Restaurant und dazu ein kaltes St. George Bier genossen. Gefrühstückt wurde auch wieder im Restaurant und nach einem guten Kaffee konnte ein neuer Tag in Äthiopien beginnen.

Aber es gibt auch Orte in Äthiopien, in denen es kein Hotel gibt. Teilweise ist die Gegend zu dicht besiedelt, um unentdeckt übernachten zu können und so muss man nach einer weiteren Lösung suchen. Weiter fahren, wäre eine, doch ich fahre nicht gerne im Dunkeln. Eine andere ist, nach der Dorfpolizei zu fragen und dort die Beamten um einen Schlafplatz zu bitten. Wir fanden recht schnell die Polizei und nach ein bisschen verhandeln, durften wir in der Gefängniszelle schlafen. Wo niemand rauskommen soll, kommt auch keiner so schnell rein. Der Geruch nach Urin in einer Ecke der Zelle war auch zum aushalten und so machten wir es uns gemütlich. An diesem Abend haben wir mal wieder Nudeln mit einer leckeren Thunfischsoße gekocht. Die Nacht blieb ruhig. Kein Straftäter erhob Anspruch auf die Zelle und so hatten wir eine gute Nacht. In der Früh gab es dann wie gewohnt Porridge.

So unterschiedlich können die Übernachtungen sein und das schöne an so einer Reise ist, dass ich nie genau weiß, was kommen wird. Man kann zwar vieles planen, aber genügend Freiheiten sollte man sich dennoch lassen.

__