- Bericht 24 Lilongwe (Malawi) - Lusaka (Sambia) 24.05.08 - 04.06.08; Kilometer: 13100 - 13880;

Nach meinem Ausflug zur Bergkirchweih in Deutschland fällt mir bei meiner Rückkehr sofort auf, welche Besonderheiten Afrika ausmachen und das Reisen mit einzigartigen Erlebnissen erfüllen. Es ist die Offenheit und die Fröhlichkeit der Menschen, die mir fast überall entgegengebracht wird. So hatte ich auch gleich bei meiner ersten Etappe tolle Erlebnisse. Landschaftlich war auf der Strecke nichts, bis gar nichts geboten. Aber dafür war es umso schöner, die Menschen auf der Straße zu erleben. Die einheimischen Fahrradfahrer, die meist schwer beladen unterwegs sind, grüßen mich mit einem: „Hello, how are you!“ und dazu wird mir auch der nach oben ausgestreckte Daumen gezeigt. Manchmal kommt es auch zu einem kleinen Rennen, wenn einer meint, er müsse mich allzu provokant überholen. Der Schnellste war ich noch nie, aber dafür habe ich eine gute Ausdauer, da können meine Freunde aus der Grundschule noch ein Lied davon singen, wenn ich sie die ganze Pause lang beim Fangen über den Hof gejagt habe. So erhöhe ich auch hier nur langsam über lange Strecken das Tempo und Schritt für Schritt muss einer nach dem anderen erschöpft aufgeben. Oft aber auch gezwungenermaßen, da die Kette bei den China Rädern schnell runterspringt oder andere technische Probleme auftauchen.

In einem kleineren Dorf suchte ich nach den üblichen Fast-Food-Straßenständen, an denen es Pommes für wenig Geld gibt. An einer Weggabelung entdeckte ich welche. Als ich dann in die Straße einbog und die anwesenden Menschen (meist andere Fahrradfahrer, die auf Kundschaft warteten) sahen, dass ich zu Ihnen kam, fing die ganze Menge das Jubeln an und sofort war ich von vielen neugierigen Männern umlagert. Sie interessierten sich für mein Fahrrad und mir wurden alle möglichen Fragen gestellt. Ich machte ihnen klar, dass sie das Fahrrad anschauen dürfen, aber nicht anfassen. Sofort sorgten zwei, drei Männer dafür, dass die Menge einen sicheren Abstand behielt und ich konnte in „Ruhe“ meine Pommes essen.
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Schon am zweiten Tag erreichte ich die Grenze zu Sambia. Der Übertritt verlief ohne Probleme, ich musste wieder einmal 50 Dollar für das Visum bezahlen und schon durfte ich ins Land einreisen. Viele Länder haben in der letzten Zeit ihre Visumgebühren drastisch erhöht. Oft wurden die Beträge einfach verdoppelt. Auch ist es von Land zu Land unterschiedlich, wer aus welchem Land wie viel bezahlen muss. In Sambia haben zum Beispiel Engländer schlecht Karten und müssen 100 Dollar bezahlen. Ich musste auf meiner Reise schon über 500 Dollar für die verschiedenen Visa ausgegeben, dass sind fast 10 Prozent meiner Reisekasse. Zum Glück war es diesmal das letzte Land mit einer Einreisegebühr auf meiner Reise.

Sambia ist im Vergleich zu Malawi ein sehr rar besiedeltes Land. Zwar finden sich immer wieder ein paar Hütten am Straßenrand, aber die Anzahl von kleineren Dörfern oder Städten ist sehr überschaubar. So habe ich in Chipata, der Grenzstadt, meine Lebensmittelvorräte ordentlich aufgestockt, damit ich nicht hungrig in der 500 Kilometer entfernten Hauptstadt Lusaka ankommen muss. Schwer beladen ging es also hinein nach Sambia.

 

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In einer dieser kleineren Städte traf ich Martijn, einen Holländer, der über ein Entwicklungshilfeprojekt seine Masterarbeit schrieb. (Mehr unter Fahrer) Er nutzte die Gelegenheit und begleitete mich für drei Tage auf dem Zox-Tandem. Am ersten Abend fanden wir einen Platz zum Zelten in einer recht guten Lodge. Zwischen den einzelnen Hütten durften wir das Zelt aufstellen. Als wir dann am Kochen waren, kam einer der Angestellten zu uns und meinte, dass wir umringt von Village-Chiefs sind. Das ist so eine Art Bürgermeister, die man nach der Tradition auch besonders begrüßen sollte. Er machte es uns vor. Mit einer leicht gebückten Haltung klatschte er rhythmisch in die Hände. Nach einiger Zeit kamen unsere Nachbarn zum Vorschein und man erkannte gleich, dass es wichtigere Männer waren. Kein Mensch würde einen gold glitzernden Anzug anziehen. Sie begrüßten uns freundlich und wird deuteten die Begrüßungsgeste an. Sie freuten sich sichtlich und bedankten sich vielmals.

 

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Am dritten Tag verabschiedete sich Martijn und trat die Rückreise an. Ich machte in einem Camp am Luanga River halt und erholte mich einen Tag vom Radfahren. Leider hatte das Laufrad auf der Fahrt schon recht komische Geräusche gemacht und so blieb mir nicht anderes übrig, dieses einmal auseinander zu nehmen. Beim Öffnen kamen dann schon ein paar Teile entgegen. Es muss wohl einiges an Wasser und Dreck ins Innere eingedrungen sein und dort für Zerstörung gesorgt haben. Ich probierte es wieder mit ein paar anderen Teilen ein bisschen anders zusammen zu setzten, so dass ich zumindest bis nach Lusaka kam. Am Abend rollte das Radel zwar wieder, aber so recht konnte ich dem Ganzen nicht trauen.

Es folgte noch eine recht bergige Strecke und am Ende des Tages fragte ich in einer dieser kleinen Hütten, ob ich dort nicht mein Zelt aufschlagen dürfte. Sie verwiesen mich gleich zum Headman, der zwei Hütten weiter wohnte. Der Headman ist unter dem Village Chief einzuordnen und ist für sein Dorf verantwortlich. Peter stellte sich gleich vor und er war stolz darauf, mich als Gast zu haben. Er zeigte mir auch gleich eine Visitenkarte von einem Motorradfahrer, der vor einem Jahr dort Station gemacht hatte. Sobald es dunkel war brachte er mir ein Holzkohlenfeuer und gesellte sich mit drei Freunden zu mir. Im Gepäck hatten sie einen kleinen 2-Liter-Container mit selbst gebrannten Mais-Zucker-Schnaps. In den nächsten zwei Stunden wurde das Gefäß leer und die Männer voll. Ich konnte mich zum Glück etwas zurückhalten und trank „nur“ einen Becher von dem Blindmacher. Es war eine lustige Runde und es war schön zu sehen, wie ich hier als Fremder aufgenommen wurde.

Am nächsten Morgen war Peter immer noch deutlich angetrunken und wollte mir gleich zum Frühstück noch einen Becher eingießen. Nur schwer konnte ich ihm klar machen, dass ich noch viel Fahrradfahren müsste und Schnaps nicht so das richtige Doping sei.


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Am Abend erreichte ich einen Vorort von Lusaka und traf auch hier wieder auf sehr nette Sambesen. Louis nahm mich mit von Bar zu Bar und stellte mich seinen Freunden vor. Sie gaben mir gleich ein Bier aus, was mir in Afrika noch nicht passiert ist. Es war ein sehr schöner Abend und nur schwer konnte ich ihnen erklären, dass ich mein Zelt einer weiteren Bar an diesem Abend vorziehen würde.

Mein Fahrrad hatte so halbwegs durchgehalten. Aber ich musste nach ein paar Kilometern meine Laufräder tauschen und somit ist es nun erst einmal vorbei mit Mitfahrern. In Lusaka suchte ich nach ein paar Ersatzteilen für meine Nabe, aber ich konnte nur Teile für indische und chinesische Fahrräder finden. Immerhin habe ich das kaputte Laufrad jetzt wieder so hinbekommen, dass es gut rollt. Meine Reise kann ich ohne Hindernisse und Einschränkungen fortsetzten, nur dass ich, auf den nächsten 1200 Kilometern bis nach Namibia keine Mitfahrer mehr mitnehmen kann. In Namibia wird mir wohl ein Freund ein neues Hinterrad mitbringen.